Man zweigt von der Bundesstraße 108 (Felbertauern Bundesstraße) in Huben ab und fährt bis nach Kals. Weiter in den Ortsteil Großdorf und zur Talstation der Seilbahn auf den Cimaroß. Auffahrt über zwei Sektionen bis zur Bergstation mit der Adler Lounge und rund 200 Höhenmeter Abstieg ins Kals – Matreier – Törl mit dem gleichnamigen Haus oder nur eine Sektion und von der Gorneralm zu Fuß ins Kals – Matreier – Törl mit dem gleichnamigen Haus (zusätzlich 230 Höhenmeter Anstieg).
Charakteristik
Leichte, recht schöne und im oberen Teil auch sehr ausgesetzte Gratkletterei, die wegen ihrer guten Absicherung auch schwächeren Gehern Freude bereiten wird. Der Fels ist zwar nicht immer ganz fest und teilweise etwas sandig, was jedoch in Anbetracht der guten Gesteinsschichtung nicht stört. Allerdings verlangt der Zustieg ein sehr konzentriertes Gehen, da zwischen den gespannten Drahtseilen auch ungesicherte, ausgesetzte Passagen im ersten Schwierigkeitsgrad in teilweise sehr bröseligem Gestein bewältigt werden müssen. Zu Unrecht selten begangen.
Gipfel / Berg
Vordere Kendlspitze, 3085 m
Ausrüstung
50 m Normalseil, mindestens 6 Express-Schlingen und 4 – 5 lange Schlingen. Ein Helm ist mehr für den Zustieg als für den eigentlichen Grat nötig.
Tourtyp / Charakter der Tour
Gratkletterei
Zustieg
Entweder von der Bergstation am Cimaroß oder von der Mittelstation Gorneralm ins Kals – Matreier – Törl (jeweils rund 200 HM minus oder plus). Weiter auf dem Weg Nr. 502 B zur Kalser Höhe. Bald darauf wendet sich der Steig in die Westflanke und man verliert rund 100 HM, ehe es wieder aufwärts geht ins Hohe Tor. Nach der Querung um den steilen Grasgipfel des Zeiger Kofelkopfes zweigt bei einer Hinweistafel der Zustiegsweg zum Südwestgrat der Vorderen Kendlspitze ab (Weg Nr. 23). Die Bezeichnung „Steig“ auf der Tafel ist absolut irreführend und sollte keinen Wanderer verleiten, den vermeintlichen Abkürzer auf die Kendlspitze zu unternehmen. Hinaus auf den Wiesengrat, den man bei einer Rastbank erreicht. Nun über den schmalen Grat auf Steigspuren aufwärts, stellenweise sehr steil, bis der Steig unterhalb des kecken Tschadinhörndls in die Westflanke quert. Über abschüssige, sandige Bratschen – hier ist der Steig an kurzen Stellen kaum noch vorhanden – aufwärts, dann wieder besser gangbar, dicht unter der Wand des Tschadinhörndls in eine kleine Scharte hinter dem Felszacken. Ab hier wird der Anstieg zunehmend exponiert. Man steigt auf dem steilen Rücken über unangenehme Schrofen bis zum Beginn des Drahtseiles hinauf. Mit dessen Hilfe (B bis C) im bröseligen Gelände aufwärts bis an sein Ende. Ohne Drahtseil weiter, zuerst Steig, dann brüchige Schrofen bis 1 zum Beginn des zweiten Drahtseiles (B/C). Nach dessen Ende erreicht man einen flacheren Rücken. Über ihn unschwierig, teilweise undeutliche Steigspuren, auf den Gratgipfel, 2935 m, der durch einen gut sichtbaren Theniushaken gekennzeichnet ist. Hier beginnt die eigentliche Kletterei.
Wegbeschreibung / Routenverlauf
Der Routenverlauf auf dem ausgeprägten und stellenweise sehr schmalen Grat ist naturgegeben und eine genaue Beschreibung erübrigt sich. Die Standplätze sind durchwegs gut, wenn man sich an die natürlichen Vorgaben hält. Entsprechend sind die Seillängen zwischen 35 m und 50 m lang, insgesamt 10 Seillängen. Vom letzten Theniushaken am immer leichter werdenden Grat sind es noch 70 m bis zum Gipfelkreuz. Die unzähligen Theniushaken geben auch Anfängern ein gutes Gefühl auf dem ausgesetzten Grat. Wenn man Seilreibung vermeiden möchte, ist es besser die Theniushaken mit Bandschlingen abzubinden oder Expressen einzuhängen.
Abstieg
Vom Gipfel über den Nordgrat, zuerst Gehgelände, dann im steilen Teil ein Drahtseil (A/B), mit dessen Hilfe in eine kleine Scharte vor dem Verbindungsgrat zur Hinteren Kendlspitze. Diese kann über den etwas brüchigen Grat in kurzer Zeit erstiegen werden, Stellen 2 und 1. Von der Scharte nochmals mittels Drahtseil (A/B) einige Meter hinunter, dann über den langen Blockhang abwärts, wobei erst weiter unten ein ausgeprägter Steig vorhanden ist. Auf diesem in nordwestlicher Richtung hinüber zur Dürrenfeldscharte. Knapp unter ihr nach Süden abzweigen und auf dem Sudetendeutschen Höhenweg zurück in das Hohe Tor. Der Weg dorthin durchzieht die steilen und exponierten Westhänge der Kendlspitze und gewährt eine einmalig schöne Panoramawanderung. Vom Hohen Tor steigt man steil in direkter Linie zur Kerer Hochalm ab. Auf dem Weg Nr. 22 weiter zur Kerer Alm und über den breiten Almweg Richtung Großdorf. Bei einem Wegweiser (Weg Richtung Gschlöß) kann man über den Kranzbichl, einem schönen Aussichtspunkt mit Rastbänken, eine steile Abkürzung nehmen. Zuletzt entlang der Schipiste nach Großdorf und durch den Ort hinüber zur Talstation der Seilbahn.
Stützpunkt
Kals-Matreier-Törlhaus, privat, Telefon Hütte +43/(0)699/11101073, Tal: +43/(0)4875/6214
Zielpunkt
Vordere Kendlspitze, 3085 m
Rast / Einkehr
Eventuell: Figolalm, 1777 m, www.figolalm.at
Kombinationsmöglichkeiten
Blauspitze Ostgrat und/oder Blauspitze Klettersteig (siehe unter Bemerkungen).
Karten
Österreichische Karte Austrian Map Fly 5.0 auf DVD Alpenvereinskarte Digital auf DVD, Granatspitzgruppe Kompass Digitale Wanderkarte, Tirol 3D
Bemerkung
Seit dem Bestehen der neuen Seilbahn auf den Cimaroß ist der Sommerbetrieb der Sesselbahnen Figol- und Blauspitzlift eingestellt und somit ein zeitlich und entfernungsmäßig längerer Zustieg zu den Touren an der Blauspitze und Vorderen Kendlspitze notwendig. Der Südwestgrat der Vorderen Kendlspitze ist von Normalverbrauchern wegen der knapp bemessenen Betriebszeiten der Kalser Bergbahnen kaum noch an einem Tag zu schaffen. Wenn man nur die Bergfahrt nimmt und vom Hohen Tor zu Fuß absteigt, ist der Stress weg, rechtzeitig die letzte Gondel der Bergbahn (zusätzlich 200 HM plus oder minus) erwischen zu müssen, und man kann die ganze Tour gemütlich angehen. Dazu kommt, dass man vom Hohen Tor beinahe in derselben Zeit zu Fuß im Tal unten ist, als wenn man den Rückweg zur Seilbahn einschlägt. Noch gemütlicher geht es, wenn man im Kals-Matreier-Törlhaus nächtigt und die Blauspitze am ersten Tag als Klettertour oder Klettersteig mit einbindet (Beschreibung jeweils siehe Alpintouren.com). Neu: Seit 2016 sind die beiden Sessellifte (Figol- und Blauspitz Sessellift) im Sommer jeweils am Mittwoch wieder in Betrieb. Infos unter: http://www.gg-resort.at/preise/sommer-preise/#.WBBphyQpuFE