Bei der Ausfahrt Wiesing / Achensee verlässt man die A 12 Inntalautobahn und fährt über die B 181 hinauf Richtung Achensee. Am Achensee entlang bis Achenkirch, abzweigen nach Steinberg und in den Ortsteil Unterberg. Vor dem Gasthof Waldhäusl befinden sich gebührenpflichtige Parkplätze. Von Norden kommend fährt man auf der B 181 über den Achenpass bis Achenkirch.
Charakteristik
Sehr lange Tour, wobei der Zustieg beinahe schon eine eigene Bergtour ist. Auch die Kletterei über den gut eineinhalb Kilometer langen Grat wird, je nachdem wie häufig man sichert, zwischen 1 ½ und 3 bis 4 Stunden in Anspruch nehmen. Die Kletterstellen weisen durchwegs guten Fels auf, dazwischen bewegt man sich jedoch über lange Strecken in grasig-schrofigem Gelände, also nichts bei Nässe oder Schnee. Für den Jagdsteig sollte man eine gute Latschenkletterfähigkeit mitbringen und es darf einen nicht stören, wenn man das eine oder andere Mal so richtig durchs Gehölz muss. Die landschaftlichen Eindrücke machen die Mühen des Zustieg dafür mehr als wett.
Gipfel / Berg
Guffert, 2194 m
Ausrüstung
55 m (Halb) Seil (doppelt genommen), 4 Express, 4 Bandschlingen, einige Friends mittlerer Größen
Tourtyp / Charakter der Tour
Gratkletterei
Zustieg
Von Steinberg bzw. Unterberg durch den Bärenwald auf dem markierten Normalweg Richtung Guffert. In langer ansteigender Querung erreicht man die freien Hänge des Guffertkares. Am Punkt 1423 vorbei (ÖK), dann durch Latschen und über leichte Felsstufen (bis 1-) solange aufwärts, bis man unterhalb des weithin sichtbaren markanten Felskopfes anlangt, wo sich der Normalweg endgültig nach rechts wendet. Hier zweigt bei einem Steinmann links ein deutlich sichtbarer Steig ab, der die riesigen Latschenhänge unterhalb der Südwände des Guffert nach Westen durchzieht und in einem Sattel nördlich vom Punkt 1765 (ÖK) mündet. Man folgt dem Steig vorerst leicht bergab (kurze Stellen 1-) und quert den Graben, durch den der Aufstieg zur Südkante führt. Jenseits weiter bergab zu einer niedrigen Felswand, die auf einem etwas luftigen Schrofenband durchquert wird. Durch Latschen und lockeren Wald bis zu einer Schuttrinne, wo die Zustiege zu den Routen des Westgipfels abzweigen. Bis hierher ist der Steig gut ausgeschnitten. Bald jedoch sind einzelne Stellen sehr stark zugewachsen, so dass man sich ordentlich durch die Latschen kämpfen muss. Vor dem Sattel wird der Steig wieder besser. Ganz in den Sattel hinunter, dann nach Norden fast ebene Hangquerung durch den Wald – hier ist der Steig zwar nur schwach ausgetreten, aber gut erkennbar. Bald wird es wieder abenteuerlich. Etwas stärker fallend steigt man etwa 20 Höhenmeter ab und gelangt zu einer kleinen freien Stelle, wo eine Latschengasse gerade nach unten führt. Hier auf keinen Fall weiter absteigen, sondern wieder leicht ansteigend den immer mehr zugewachsenen Steig aufwärts. Nach wenigen Metern steht man vor dem scheinbaren Ende des Steiges. Hier heißt es "Augen zu und durch", denn der Steig ist praktisch nicht mehr vorhanden und auf einer Länge von vielleicht 10 m komplett zugewachsen. Hinter dem Latschen"sechser" wird der Steig wieder besser gangbar, man quert eine glatte Platte (1+) und erreicht bald darauf eine Schlucht. An ihrer rechten Seite (Vorsicht: eventuell Steinschlag durch Gämsen!) aufwärts, dann links mühsam über Schutt auf Gamsspuren bis ganz an die Wandabbrüche des Westgrates heran. Von einer Kuppe zwischen der Wand und den Latschen über einen schmalen Schuttstreifen abwärts, über eine Platte um eine Ecke herum und mit Hilfe eines neuen Drahtseiles 3 m (B) über eine Platte aufwärts zum Einstieg bei einer Nische am unteren Ende des Westgrates. Je nach Wegfindung und Geschwindigkeit beim Überwinden der Latschenhürden 2 1/2 bis 3 1 /2 Stunden von Steinberg. Hinweis: Außer diesem Zugang gibt es meines Wissens keine vernünftige weitere Zustiegsmöglichkeit.
Wegbeschreibung / Routenverlauf
Schräg links etwa 5 m über eine Wandstufe (2) auf den Grat, durch Latschen kurz aufwärts und den Steigspuren folgend, teilweise Steinmarkierung, stets am Grat weiter. Ein Ausqueren nach links ist unlohnend. Über eine erste plattige Wandstufe empor (2), dann am Grat weiter zum nächsten Aufschwung (Sanduhr). Die seichte Rinne in sehr gutem Fels aufwärts (2), nach 55 m Standmöglichkeit bei einem dicken Latschenast. Weiter am Grat, zunehmend luftig, über eine schöne Platte (1 H), Stellen bis etwa 2+, zu Stand bei Felsblöcken (Klemmkeilsicherung möglich, 45 m). 60 m aufwärts zum großen Steilaufschwung, Stand an gebohrtem RH. Die direkte Variante führt zuerst leicht rechts, dann gerade über die steilen Platten aufwärts, 2 x je 25 m, 6- und 4, gebohrte Stand- und Zwischenhaken. Leichter geht es über links, indem man vom Standplatz links aufwärts steigt, in eine grasige Nische gelangt und auf luftiger, glatter Platte nach links quert, 2 gebohrte ZH, 3, eventuell 3+. Weiter in der anschließenden Schrofenrinne (1) zu Stand an Latschenästen, etwa 45 m. Die von Latschen und grasigen Schrofen gekennzeichnete breite Rinne weiter aufwärts (Gehgelände, kurze Stellen 1) bis man wieder auf den Grat hinaussteigen kann. Von rechts kommt die direkte Variante herauf. Am Grat weiter, links durch eine kurze Schuttrinne und leicht überhängend 2 m (3) auf den Hauptgrat (kann links tiefer unten umgangen werden). Einige Meter bergab (1), dann unschwierig über den hier breiten Gratrücken über Gras und steile Schrofen im Gehgelände bzw. stellenweise 1 bis an den Fuß des nächsten Aufschwunges (etwa 150 m). Über eine kurze Stufe (2) zum gebohrten Ringhaken. Schräg rechts hinaus über kleingriffigen Fels (ZH, 3+), dann links durch eine kurze Schuttrinne und nach rechts zu Standplatz auf kleinem Absatz, 40 m (gebohrter RH). Am Grat etwa 15 m aufwärts, an einem weiteren Standplatz mit RH vorbei und über leichtes Gelände, kurz bergab zum nächsten kurzen Steilaufschwung. In einem verschneidungsartigen Riss etwa 10 m empor (3, dann 2) und am Grat weiter zu Stand (Block). Auf dem nun unschwierigen Grat zu einer Verschmälerung, die im Reitsitz sehr luftig überwunden wird (Stelle 2). Nördlich des Grates auf einem Schuttsteiglein den folgenden Aufschwung umgehen, dann am Grat über leichte Felsstufen (2, meist 1, zuletzt Gehgelände) auf den Westgipfel. ÜBERGANG ZUM HAUPTGIPFEL: Weiter am Grat Richtung Hauptgipfel, an einem Felstor vorbei, auf Steigspuren und über kleine Stufen (1-) im Abstiegssinn schräg rechts abwärts auf eine ebene Rasenstelle am Grat. Wo der Grat steil abzusinken beginnt und sich verschmälert, steigt man ausgesetzt wenige Meter ab zum gebohrten Abseilhaken. 25 m nach Süden abseilen auf ein Band zu Bohrhaken. Hierher auch ohne Abseilen, indem man noch vor der ebenen Rasenstelle rechts haltend auf einer grasigen Rippe etwa 50 m absteigt zum Beginn des Bandes. Das Band wird von einer Platte unterbrochen. Über diese 4 m queren, dabei nicht zu tief halten (4-), sondern am oberen Rand (3, zwei H) und zum Stand hinüber (gebohrter Ringhaken). Weiter auf dem unschwierigen Grat und entweder direkt über den Grat zum Hauptgipfel (etwa 3 SL, 2, nicht ganz fester Fels). Man kann auch auf Steigspuren über Bänder den Gipfelaufbau rechts umgehen, um die Südkante herum und zu den Sicherungen des Normalweges queren. In wenigen Minuten zum Gipfel.
Abstieg
Vom Gipfel auf dem exponierten Ostgrat entlang der Sicherungen abwärts (Stellen A, auch kurze Stellen 1, stark poliertes Gestein), zuletzt über einen Schrofenhang hinunter und nach rechts zu einem Wegweiser. Der Markierung folgen auf dem Normalweg zurück nach Steinberg, stellenweise 1, sonst Gehgelände. Die Schmiedtquelle in der Senke vor dem Luxkogel braucht man nicht aufzusuchen, da zumeist kein Wasser vorhanden ist.
Zielpunkt
Guffert, Westgipfel, 2180 m – Guffert, Hauptgipfel, 2194 m
Rast / Einkehr
Gasthof Waldhäusl, Telefon +43/(0)5248/206
Karten
Österreichische Karte Austrian Map Fly 5.0 auf DVD Kompass Digitale Wanderkarte Tirol 3D
Bemerkung
Bei Gewittergefahr kann die Kletterei am Westgrat nicht abgebrochen werden, eine stabile Wetterlage ist daher Voraussetzung! Im Hochsommer ist außerdem ein zeitiger Aufbruch ratsam, da die Sonne in den riesigen Kessel unterhalb der Guffertwände unbarmherzig hineinbrennen kann.