Die Durchsteigung des rechten Zweiges der Höllschlucht in den „Schlund“ aka „Scherengraben“ ist ein ziemlich herbes Abenteuer, das sogar Traditionalisten wie mich dazu gebracht hat die Verwendung von Bohrhaken zu überlegen, weil es sonst schlicht zu gefährlich wäre. Nachdem wir einmal einfach auch Sicherheitsgründen umkehren mussten, haben Holger und Elivisia schlicht eine Bohrmaschine gekauft und wir konnten dann so einigermaßen vertretbar durchsteigen. Dennoch ist die Tor sicher keine normale Kletterroute. Viele der Blöcke sind lose und Steinschlag ist kaum zu vermeiden. Der Fels ist teils stark brüchig und es gibt wenig freie Sturzräume. Wir haben insgesamt 8 Bohrhaken gesetzt, davon sind nur 3 Stück Zwischensicherungen, also sollte man das Legen von mobilen Sicherungen und das setzen Schlaghaken auch noch gut beherrschen. Ich hab alle meine Normalhaken drin gelassen, trotzdem ist die Linie wahrlich nicht übersichert. Zwei Seilschaften hintereinander wären aufgrund des Steinschlages keine gute Idee und wer bei einer Gewitterwarnung einsteigt ist lebensmüde, weil die ganze Südwand des Höllkogels durch die Schlucht entwässert. Abenteuerkletterer werden den Schlund aber lieben. Die Tour ist landschaftlich absolut spektakulär und auch klettertechnisch wunderschön.
Gipfel / Berg
Großer Höllkogel
Ausrüstung
komplette Alpinausrüstung mit mobilen Sicherungsmitteln
Tourtyp / Charakter der Tour
Verschneidungskletterei
Zustieg
Man wandert in den Höllkessel und steigt dann seilfrei durch die Höllschlucht bis zur Teilung. Nun nicht nach links sondern gerade in die markante Klamm hinein. Die ersten Platten (II+) und ein Stück kann noch seilfrei gemacht werden. Dann steht man im „Vorzimmer“ einer ebenen Plattform. Hier sollte man sich umziehen und das Rack umschnallen. (Zustieg 1h 30 min, Zustieg durch Schlucht 1h, Route und abseilen 2-3h?
Wegbeschreibung / Routenverlauf
Erste Seillänge: Es geht spreizend und kletternd durch eine enge Klamm, welche mit Klemmblöcken gefüllt ist. (II-III). Nachdem es hier ohnehin keine Sturzräume gibt und daher Sicherungen sinnlos sind, wird das Seil nachgezogen oder man macht das auch noch seilfrei bis zu einer markanten Höhle unter einem fetzigen Überhang. Dort hat man Stand an einer großen Sanduhr in der Höhle. (Schlinge) Zweite Seillänge: Man parkt sich direkt in der Höhle. Baut sich dort an der Sanduhr einen guten Stand und begutachtet nun die erste Schlüsselstelle, den „Brando Boulder Step“ (V+, HVS). Bevor man sich aber über den Überhang stemmt, sollte man sich einige Sicherungen legen. Das klappt an dieser Stelle wunderbar. In dem Riss oben zwischen Überhang und Höhlenwand haben mehrerer fette Keile oder Frieds Platz und man hat damit eine echte „Bomber“ Sicherung für den Step. Diese lassen sich auch schon vorab aus der Höhle platzieren und testen. Da schwingt man sich nach oben und wuzelt sich die kleine Verschneidung nach dem Überhang hoch. Wenn man die Nerven dazu hat, hält man sich eher links. Da gehts zwar weiter runter, aber es gibt einen Tritt mehr. (Elivisia-Variante) Nach dem „Brando Boulder Step“ steht man in einem ebenen Kessel dem „Campus“. Hier findet sich an der rechten Seite ein Stand mit zwei guten Normalhaken. Dritte Seillänge: Es geht wieder durch eine enge Schlucht mit Klemmblöcken (II-III) nach oben1, bis man wieder unter einem Überhang steht. Hier ist es nass, schleimig und brüchig, sodass dieser nicht direkt überklettert werden kann. Es folgt die zweite und schwierigere Schlüsselstelle der „Elivisia-Quergang“ (V+, HVS). Hier mussten wir beim ersten Versuch umkehren und haben dann dort auch den ersten Bohrhaken gesetzt. Man klingt also den Bolt (und am besten den Schlaghaken dort noch dazu) und quert heikel nach links um den nassen Bröselbruch seitlich zu entfliehen. Dort ist es auch nicht wirklich fest aber zumindest etwas kompakter. Um nach oben zu kommen, muss noch einen kleinen Überhang links überwinden. Auch hier haben wir zwei Bohrhaken gesetzt und die Stelle damit entschärft. Dann steht man im ebenen Kessel der „Schmetterlingsterrasse“ und ist nun wirklich am Ende der Höllschlucht im „Schlund“ angelangt. Vierte Seillänge: Nachdem aber die Schlucht ganz streng genommen an der Headwall endet bin ich dorthin schließlich auch noch hochgeklettert. Erst durch einfaches Plattengelände (I-II) und dann durch eine brüchige Verschneidung „Fleisch-Verschneidung“ (IV, MVS) und etwas losen Würfelplatten (III) bis zum überhängenden Wandfuß. Dort stecken jetzt als letzter Stand auch noch ein Bolt und zwei Schlaghaken. Abstieg: Der Abstieg erfolgt durch Abseilen an den Ständen. Man benötigt 60m Halbseile , dann geht sich das jeweils wunderbar aus. Das Abziehen ist problemlos, man sollte nur auf Geröll und Steinschlag aufpassen. Auch sollte man die Abseilschlingen die wir dort zurückgelassen haben genau kontrollieren und eventuell erneuern. Da rauscht ja regelmäßig Wasser, Steinschlag, Eis und Lawinen durch, das tut denen sicher nicht gut.
Abstieg
Dann geht’s die Höllschlucht seilfrei wieder zurück.
Stützpunkt
Weissenbachtal
Zielpunkt
Die Headwall am Ende der Schlucht
Rast / Einkehr
keine
Kombinationsmöglichkeiten
Einen kompletten Durchstieg zum Gipfel haben wir bisher nicht geschafft. Gute Frage ob das überhaupt möglich wäre.
Karten
OK 3211 Ost Bad Ischl
Beschilderung
keine
Literatur
"In der Höll, Klassisches bergsteigen im südlichen Höllengebirge" pdf auf gipfeltreffen.at
Bemerkung
Aufpassen ! Die Route ist was für Leute mit eher setlsamen Neigungen.