Von Mittersill (über Zell am See, B 168 oder Kitzbühel, B 161) oder aus dem Zillertal jeweils über die B 165 nach Neukirchen am Großvenediger. Etwas südwestlich vom Ort zweigt an der Umfahrungsstraße die Zufahrt in die Sulzbachtäler ab. Man folgt der Beschilderung ins Obersulzbachtal und fährt bis zum gebührenpflichtigen Parkplatz Hopffeldboden, wo sich auch eine Informationsstelle des Nationalparks Hohe Tauern befindet. Weiter entweder mit einem der Taxibusse, mit dem Mountainbike oder zu Fuß zur Talstation der Materialseilbahn auf die Kürsingerhütte.
Charakteristik
Der Südgrat (genauer: SSO-Grat) auf den Keeskogel schaut zwar beim Zustieg optisch nicht gerade nach Genusskletterei aus, überrascht dann aber insgesamt doch mit einigen ansprechenden Kletterpassagen, die schon einmal den dritten Schwierigkeitsgrad erreichen oder je nach Wegwahl knapp darüber liegen. Dazwischen gibt es aber auch viel Blockwerk und manches Mal Schutt. Versierte Kletterer können den Grat ohne weiteres seilfrei begehen, ansonsten ist an vielen Stellen Sichern durchaus empfehlenswert. Die Tour muss komplett selbst abgesichert werden; wir haben einen einzigen Normalhaken vorgefunden. Es gibt genügend Sicherungsmöglichkeiten an Blöcken und Rissen. Die beiden markanten Grattürme im unteren Teil werden meist umgangen. Großartige landschaftliche Kulisse. Als Tagesunternehmung vom Hopffeldboden aus recht lang, empfehlenswerter ist da schon eine Nächtigung in der Kürsingerhütte.
Gipfel / Berg
Keeskogel, 3291 m
Ausrüstung
50-m Einfachseil, 2 Expressschlingen, 3 - 4 Bandschlingen, vor allem lange für Köpflsicherungen, 3 bis 4 friends Größe 2 bis 3 ½ oder ähnliches, Helm
Tourtyp / Charakter der Tour
Gratkletterei
Zustieg
Von der Talstation der Materialseilbahn bieten sich zwei Wege zur Kürsingerhütte an: 1. Der sogenannte Klammlsteig, das ist der übliche Normalweg, über den man die Kürsingerhütte in etwa 1 ½ Stunden erreicht. Der Weg Nr. 12/914 zieht gleich von der Talstation weg durch anfangs noch flache Weidehänge und gewinnt dann in einigen Kehren allmählich an Höhe. Man erreicht ein Viehgatter, hinter dem der eigentliche Klammlsteig beginnt. Dieser wurde im ersten Abschnitt in die Felsen gesprengt und mit einem Handlauf zur Sicherung versehen. Ein Bachbett wird daran anschließend gequert, danach steigt man steil und in engen Serpentinen durch das urwüchsige Gelände höher. Sehr geschickt windet sich der Steig hinauf, weiter oben wieder mit Drahtseilsicherungen (A). Schließlich hat man die Steilstufe überwunden und es folgen lange Wiesenhänge, ehe man erstmals die Kürsingerhütte sieht. Nach einer ansteigenden Querung ist die Hütte dann bald erreicht. 2. Gletscherlehrweg und Fortsetzung über den Klettersteig Kürsingersteig (Beschreibung siehe Alpintouren.com). Lohnend als Zustieg, wenn man vorhat, in der Kürsingerhütte zu nächtigen.
Von der Hütte auf dem Normalweg (Weg Nr. 14), der zum Keeskogel führt, bis zu einer Wegtafel, auf der kaum noch leserlich „Kürsinger Eck“ zu entziffern ist. Daran vorbei und über den folgenden Steilhang bis an sein oberes Ende. Dort verlässt man den markierten Steig ungefähr auf der Höhe von 2880 m. Man durchsteigt zuerst eine Schuttmulde und dann rechts hinaus auf den begleitenden ausgeprägten Moränenkamm nach Nordosten, wobei ein kurzer scheinbar senkrechter Aufschwung im unteren Südgrat als Richtungspunkt dient. Der Moränenkamm ist gut begehbar, erst das letzte Stück zum Einstieg führt über recht ungutes, loses und teils absturzbereites Blockwerk bzw. steilen Schutt hinauf. Hier ist Vorsicht wegen eventueller Steinschlaggefahr angebracht. Besser dürfte es sein, wenn man versucht, etwas weiter unten im flacheren Hangbereich auf den Südgrat hinaus zu queren und über diesen dann zum eigentlichen Einstieg zu gelangen, der sich am Fuß des scheinbar senkrechten Aufschwunges befindet (Blöcke, aber nicht so lose).
Wegbeschreibung / Routenverlauf
Den steilen Aufschwung umgeht man recht einfach über rechts, dann geht es im groben Blockwerk höher (Stellen 1 und 2-). Wenn man sichert, sind es ca. 4 SL bis auf den ersten, von unten recht abweisend aussehenden Turm. Der Turmgipfel selbst wird rechts ausweichend an seiner Südostseite erstiegen. Zuerst eine senkrechte, gutgriffige Wand (3-) hinauf, dann nach rechts queren zu einem seichten Riss in glatter Plattenwand (1 H). Diesen ausgesetzt durchklettern (3), oben eventuell rechts heraus über die Platte. Stand am Turmgipfel bei großen Blöcken. Der Abstieg in die folgende Scharte wird über grobe Blöcke am besten direkt genommen, wobei man von einer Platte senkrecht und von oben schwer einsehbar zwei Meter in die Scharte hinunter klettern muss. Am oberen Plattenrand befinden sich gute Griffe (3-). Oder man klettert rechts hinunter in einen kleinen Kessel und von dort ebenfalls senkrecht etwa 3 bis 4 m tiefer, dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, die jeweils um 3 herum liegen. Auf einem Band kann man dann unter die Scharte queren und steigt wenige Meter in diese hinauf. Die folgenden zwei Türme werden üblicherweise in der Nordseite (links) umgangen. Ihre Überkletterung ist schwierig. Der erste wird durch einen markanten Riss erklettert (bis 6+, wenige Normalhaken), vom Turm muss 25 m an Blockschlingen abgeseilt werden, der zweite wird durch eine Riss-Spur (5, keine Haken) erstiegen. Die Umgehung unterhalb der Türme erfolgt über grobes Blockwerk (1, kurze Stellen 2), anschließend klettert man hinter dem zweiten der beiden Türme in ein großes Gratfenster hinauf. Am Grat leicht weiter in die folgende flache Scharte. Der letzte Grataufschwung wird an seiner rechten Seite durch einen versteckten Riss erklettert. Steil empor (3), wobei man entweder den ganzen Riss durchsteigt (keine Haken, jedoch gute Keilmöglichkeiten) oder etwa bei der Hälfte links heraus auf ein Band quert. Von dort sehr steil und etwas abdrängend (3, eventuell 3+) im Zickzack aufwärts zu Stand. Weiter am Grat, man durchklettert einen Doppeltunnel (und zwar durch die unterste Etage) und steigt etwas ab, dann sofort wieder steil rechts hinaus auf den Grat, etwa zwei Meter 3-/3, sonst 2 und 1. Über eine Platte und links auf einem Band zu einer Art Rinne. Diese empor (2) in leichtes Gelände. Über große Blöcke (1+, 2-) zum letzten Hindernis, das an guten Griffen erstiegen wird (2+). Der Grat wird nun breiter und man steigt über Schutt und einfaches Blockwerk, im obersten Teil nochmals kurze Stellen bis 1, zum Gipfelkreuz hinauf. Wenn man am Grat durchgehend sichert, dürften es bis zum Ende der Kletterpassagen um die 15 SL zu je 40, 50 m sein.
Abstieg
Vom Gipfel über den markierten Normalweg im Blockwerk etwas abwärts zum Beginn der Drahtseilsicherungen. Entlang von diesen, teilweise B, meist A, über den Südwestgrat absteigen. Dort wo die Versicherungen enden, geht es über feste Blöcke (Stellen um 1-) tiefer, bis man im flachen Boden des Keeskares angelangt ist. Auf dem Steig weiter, bis man zu jener Stelle kommt, wo man zum Südgrat abgezweigt ist. Der restliche Abstieg erfolgt auf dem bereits bekannten Weg zur Hütte und von dort üblicherweise über das „Klamml“ zurück zur Talstation der Materialseilbahn.
Stützpunkt
Kürsingerhütte, 2558 m (oder: 2548 m), OeAV, Infos unter: www.kuersinger.at
Rast / Einkehr
Kürsingerhütte, 2558 m (oder: 2548 m), OeAV, Infos unter: www.kuersinger.at
Karten
Austrian Map online, www.austrianmap.at Alpenvereinskarte Digital, Venedigergruppe Kompass Digitale Wander-, Rad- und Skitourenkarte Österreich
Bemerkung
Infos zum Taxitransport von Neukirchen oder vom Hopffeldboden zur Talstation der Materialseilbahn unter: www.kuersinger.at Eine Nächtigung in der Kürsingerhütte ist sehr empfehlenswert. Als lohnender Zustieg bietet sich der bereits erwähnte Kürsingersteig als ganz einfacher Klettersteig an. Man kann von der Hütte aus auch noch den beiden recht selten besuchten Dreitausendern Bachmayrspitze und Pillewizer einen Besuch abstatten (Beschreibung auf Alpintouren.com), so dass sich, sogar ohne den Großvenediger im Visier zu haben, die eine oder andere Nacht auf der gastlichen Hütte verbringen lässt. Die Zeitangaben beziehen sich auf Start und Ziel Kürsingerhütte.