Totes Gebirge / Hinterstoder - Prielschutzhaus - Großer Priel
1. Begehung
Exposition der Wand
Eröffnung 1995
Nordost
Schwierigkeit
Schwierigkeit Ergänzung
Klettersteig D
Ausgesprochen langer, sehr schwerer (meist C und D), ausgesetzter und alpiner Klettersteig! Gesamtaufstieg: 2050 Höhenmeter, Gesamtgehzeit: 10 bis 11 Stunden
Parkplatz GH Johannishof (610 m) nach Hinterstoder
Längengrad: 14,132765 Breitengrad: 47,688513
Anreise / Zufahrt
Von der A9 bei St. Pankraz oder Windischgarsten abfahren und nach dem Ortskern in Hinterstoder beim GH Johannishof parken. In der Haupsaison kaum freie Parkplätze vorhanden!
Charakteristik
Der Bert-Rinesch-Klettersteig fordert aufgrund seiner Länge, Schwierigkeit und Ausgesetztheit jeden Alpinisten. Er zählt zu den größten und anspruchsvollsten Steiganlagen in den Ostalpen. Schon beim langen Zustieg ist eine ordentliche Portion Kondition gefragt, im Klettersteig darf zusätzlich gehörig zugepackt werden, ehe der alpine Abstieg wieder Ausdauer und Konzentration die eignen Grenzen aufzeigen lässt.
Für das umfangreiche Programm am „Leitern-Klettersteig“ sind stabile Wetterbedingungen unbedingt ein muss, will man nicht am „Blitzableiter“ gegrillt werden! Nur für Geübte mit alpiner Erfahrung - kein Notausstieg vorhanden! Achtung auch auf erhöhte Steinschlaggefahr.
Gipfel / Berg
Großer Priel (2.515 m)
Ausrüstung
Komplette Klettersteigausrüstung (Helm, Brust- und Hüftgurt, Klettersteigset), Handschuhe, eine Kurzsicherung für Foto- und Verschnaufpausen, für Schwächere ein Sicherungsseil, im Frühjahr eventuell Steigeisen für den Abstieg, Wanderstöcke sind für die lange Wanderung ratsam Bei Nächtigung zusätzlich Hygieneartikel, Hüttenschlafsack und AV-Ausweis (Ermäßigung)
Tourtyp / Charakter der Tour
Klettersteig
Zustieg
Der Zustieg vom Parkplatz (610 m) zieht sich zunächst am Schiederweiher sowie Brunnhäusl bis zur Talstation der Materialseilbahn ewig flach dahin. Ohne wesentliche Höhenmeter gemacht zu haben, wird der Wanderweg (Nr. 10, 201) nun steil und führt an Wasserfällen sowie am Kleinen Ofen vorbei, immer entlang der Materialseilbahn bis zum Prielschutzhaus, das sich ideal für eine Nächtigung anbietet, plant man die Tour in 2 Tagen.(800 Höhenmeter, 2 1/2 Stunden)
Nach verdienter Rast (oder Nächtigung) folgt man dem Wanderweg (Nr. 260) zum Großen Priel weiter bis zu einer Weggabelung auf 1.570 m und zweigt kurz darauf rechts auf den, mit roten Punkten markierten Weg, über ein Geröllfeld zum Einstieg des Klettersteiges ab. Sieht man am Grat zum Goldkar ein Felsenfester, ist der Weg richtig. (450 Höhenmeter, 1 Stunde)
Wegbeschreibung / Routenverlauf
BERT-RINESCH-KLETTERSTEIG (700 Höhenmeter, 1300 Klettermeter, Schwierigkeit D) Über einen steilen Einstiegsfelsen (C), der mit Trittbügeln versehen ist, steigt man in eine Scharte „Lokomotive“ auf. Die luftigen, überhängenden Leitern (C) führen ins Goldkar hinunter, zu einer langen, oft feuchten und somit rutschigen Plattenquerung (B/C, dann C). Jetzt dürfen die Ärmel hochgekrempelt werden, da eine sehr steile und kräfteraubende Felsplatte (D und C/D trotz Tritthilfen) erklommen werden muss. Nach einer kurzen, ausgesetzten Querung (B/C) wartet schon der nächste Gewaltakt über eine ausgesetzte, senkrechte Leiternpassage (lange D und C, später wieder C/D), die über einen Felsspalt führt. Eine Kurzsicherung kann da schon nützlich sein, sollten einem die Kräfte bei den schwierigen Stellen verlassen. Der schwerste Abschnitt ist nun geschafft! Es geht ab sofort „einfacher“ mit einer kurzen, dafür überhängenden Stelle zu einer Rinne und von dort weiter über den langen Südgrat zum Gipfel (B/C, C, dann viel A und B). Hoffentlich hat das Erlebnis soviel Spaß bereitet, dass das traumhafte Panorama noch genossen werden kann (sofern Nebel oder Wolken die Sicht nicht behindern). 3 Stunden Kletterzeit
Abstieg
Nach einer ordentlichen Stärkung folgt man den markierten sowie gut ausgeschilderten Weg (Nr. 260) über die Brotfallscharte. Der alpine Abstieg ist ab der Brotfallscharte bis auf die Altschneefelder ins Kühkar mit Drahtseilen versichert und setzt Trittsicherheit voraus. Vorsicht auch auf den eventuellen Firnfeldern, die sich bis in den Hochsommer halten können. Ist der bereits bekannte Wegweiser auf 1.530 m erreicht, gelangt man via Prielschutzhaus zum Parkplatz. in Hinterstoder zurück . 1900 Höhenmeter, 3 1/2 Stunden
Stützpunkt
Übernachtung im Prielschutzhaus (1420 m) empfohlen – Reservierung nicht vergessen! Nette und engagierte Wirtsleute, hervorragende Küche, Anfang April an Wochenden sonst Mitte Mai bis Ende Oktober bewirtschaftet, 0664/1400789, www.prielschutzhaus.at
Rast / Einkehr
Prielschutzhaus (1420 m) Brunnhäusl (618 m)
Kombinationsmöglichkeiten
Bei Übernachtung im Prielschutzhaus bietet sich zur Einstimmung die Spitzmauer (2.446 m) über den leichteren Stodertaler-Klettersteig (B) in großartiger Landschaft ganz gut an (Beschreibung hier auf alpintouren.at).
Karten
AV 25 Blatt 15/2 (Totes Gebirge, Mitte) Kompass 19 - Totes Gebirge ÖK 50 Blatt 97 und 98 BEV– Austian Map Fly 3D digital Kompass – Österreich 3D digital
Beschilderung
Auf-, Zu-, und Abstieg sind gut beschildert und markiert
Literatur
www.bergsteigen.at – Topo-Download zum Klettersteig, Alpinverlag - Extreme Klettersteige in den Ostalpen, Alpinverlag – Klettersteigführer Österreich, Schallverlag – Klettersteige in Österreich
Bemerkung
Der Große Priel ist bezüglich Wetterumschwung sehr tückisch, da man herannahende Gewitterfronten von Westen im Klettersteig erst dann wahrnimmt, wenn es vielleicht zu spät ist. Sturzbäche verursachen auf den glatten Felswänden innerhalb kurzer Zeit einen regelrechten Steinschlaghagel! Es ist auch mental nicht angenehm, wenn man den Blitzableiter in der Hand hält, der über den gesamten Gipfelgrat herausragt. Da ich diese Situation selbst erleben durfte und wir mit einem 50m Seil den Notausstieg in das Goldkar durchgeführt hatten, ist mir dieser Hinweis sehr wichtig – also Vorsicht, auf die Wettervorhersage ist nicht immer verlass und das Gewitter ist schneller da, als einem lieb ist!