Aus dem Etschtal gelangt man ab San Michele über Mezzolombardo und Cles nach Dimaro. Hier dann südlich über den Passo Campo Carlo Magno nach Madonna di Campiglio. Vom Ortszentrum führt eine geteerte schmale Mautstraße durch Wald zum ein wenig höher gelegenen Rifugio Vallesinella auf 1513m. Ist die Bergstraße für den PKW-Verkehr gesperrt, bietet sich von der Talstation der Grostebahn der schöne schattige Waldpfad Sentiero Paoli (Nr.376) an, über die Malga Vallesinella zum Rifugio Caseinei zu gelangen.
Charakteristik
Wunderschöne Klettersteigumrundung und recht anspruchsvolle Besteigung des zweithöchsten Gipfels des Brentamassivs. Kletterfreudigkeit (auch im Abstieg), absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind unabdingbar. Sowohl die landschaftlichen Eindrücke wie auch die sehr abwechslungsgreichen Bedingungen bewirken höchsten bergsteigerischen Genuß.
Nach der Brücke über die Sarca di Vallesinella führt ein breiter Wanderpfad (Nr. 317) im dichten Wald über unzählige holzbewährte Stufen in wenigen Kehren über den steilen Hang in knapp einer Stunde zum Rifugio Casinei (1825m) mit schöner Aussicht auf Monte Caré Alto und Cima Presanella. Links der Hütte verzweigen sich der Sentiero dei Brentei (Nr. 318) und der Weg Nr. 317, der zur Tucketthütte hinaufführt. Diesem einfachen Wanderweg folgen wir zuerst durch Wald, später über schrofige Gestrüpp- und Latschengassen hinauf zum Rifugio Tuckett. Hinter der Hütte führt der Weg Nr.303 über Platten und Moränengeröll direkt auf die Vedretta di Brenta inferiore zu. Dieser spaltenfreie Gletscherrest kann frühmorgens recht hart sein und erfordert dann Steigeisen. Über Eis oder Firn erreicht man recht direkt die Bocca del Tuckett. In der Scharte beginnt der Klettersteig.
Wegbeschreibung / Routenverlauf
Sentiero Bocchette Alte (Weg Nr.305, siehe Alpintouren.com): Über gut gestufte feste Felsen (max. B) klettern wir drahtseilunterstützt zu den ersten Leitern, die in eine Scharte hinaufführen. Dahinter breitet sich ein gestuftes Geröll- und Plattenfeld aus, das zu den Steilfelsen der Cima Vallesinella hinaufführt. Hier beginnt das Garbari Band, das die gesamte Ostwand der Cima Brenta fast waagrecht durchzieht. Das anfangs recht schmale Band weitet sich bald zu einem breiteren Geröllfeld aus. Dieses wird durchquert. Wenige Meter vor einer Metalltafel („Garbari“), die das Ende des Bandes markiert, zeigen wenige Steindauben den Abzweig zur Cima Brenta an. Freier Anstieg zur Cima Brenta (UIAA I-II, kurz III-): Verfolgt man die manchmal schwer erkennbaren Steinmänner, klettert man unwillkürlich auf die steile Felsrinne zu. Etwas abdrängend wird die Schlucht auf seine rechte Begrenzung durchquert. Nun geht es über steile Felsstufen und kurze Schuttbänder im Zick-Zack höher (nie schwerer als UIAA II-). Kurz wird in die Schlucht hinein- und in ihr bis zu einem sperrenden Felsriegel hinaufgeklettert. Hier quert man an guten Griffen und Tritten, aber recht steil und ausgesetzt wieder in die rechte Rinnenwand. Über mehrere Felsstufen (UIAA I) und kurze Schuttbänder gelangt man zu einem angedeuteten Grat, der zur Cima Vallesinella, dem nordöstlichen Vorgipfel der Cima Brenta hinaufführt. Vom ungeschmückten Gipfel steigt man über einige Felsstufen in die Scharte, die das obere Ende der Anstiegsschlucht bildet, ab. Wir befinden uns an der Schlüsselstelle.
Nun muss ca. 7m gutgriffig aber sehr exponiert und steil in die schmale Scharte vor dem Hauptgipfelaufschwung abgeklettert (UIAA II+) oder abgeseilt (Sicherungsring) werden. Die schmale Scharte wird waagrecht durchschritten. Danach führt eine zuerst kurz senkrechte, griffarme Wand (UIAA III-) recht exponiert und zuletzt besser griffig und weniger steil (UIAA II) zu einem Sicherungsring (8 Meter von der Scharte, idealer Abseilring!). Diese Schlüsselstelle (Scharte) wird im Frühsommer evtl. an einem scharfen Firngrat überwunden. Darüber folgen wir den Steindauben über kurze Felsstufen (UIAA I) und Schuttbänder noch recht steil bis zur gratartigen Abflachung. An der rechten Seite des Gratesrückens kann nun fast im Gehgelände in wenigen Stufen zum schon sichtbaren Gipfelkreuz auf dem großen Gipfelplateau hinaufgewandert werden.
Abstieg bis zum Abzweig entlang des Anstieges: in die Scharte kann gut abgeseilt werden (20mSeil), beim Abklettern in der Schlucht sind die Steindauben nun besser auszumachen. Nun geht es am Sentiero Bocchette Alte (siehe Alpintouren.com, KS B) rechts weiter. Das nun schmale typische Brentaband führt leicht abdrängend in eine enge Schlucht, die lange eisgefüllt ist. Das Band wird bald breiter und führt auf einen geräumigen Felsvorsprung. Dieser wird über Leitern abgeklettert, der Zackengrat bis in eine Scharte verfolgt und aus ihr über die steile und lange Leiter „Scala degli Amici“ auf das Gipfelplateau des Spallone dei Massodi geklettert. Der Gipfel (3004m) kann weglos und einfach mitgenommen werden.
Nun geht es um Schluchten und Grate herum etwas verworren in Richtung Bocca dei Massodi hinunter. Eine steile Leiter führt kurz vor der Scharte noch in der Südwand zur Verzweigung: rechts quert man in die Scharte und beendet über eine Leiternserie Richtung Cima Molvena den Sentiero Bocchette Alte.
Sentiero Oliva Detassis (KS B): Wir folgen der Hinweistafel „Rif. Brentei“ und münden in den oberen Ausstieg des Sentiero Oliva Detassis. Über eine steile Leiternserie, verbunden durch kurze schmale Querbänder, geht es fast senkrecht (über die lange Leiter „Scala degli Dei“ kurz sogar leicht überhängend) hinunter zur Vedretta dei Brentei. Kurzer Firnabstieg. Über Schutt und Platten kann um den Felsen Gemelli herum das Rifugio Alimonta schnell erreicht werden. Wandern wir aber gerade weiter, erreichen wir bald die Abzweigung des Sentiero SOSAT vom Weg Nr. 232 hinunter zum Rifugio Brentei.
Der Sentiero SOSAT (siehe Alpintouren.com, KS A, kurz AB) führt meist recht einfach (Gehgelände) über mehrere kurze gesicherte Felsstufen und etwas exponierter in einer engen Schlucht (kurz B) auf Bändern im Basisfels der Cima Brenta westseitig nach einem großen Felssturzgebiet zum Rifugio Tuckett zurück.
Abstieg
Vom Rifugio Tuckett führt der Abstieg über den Wanderweg Nr.317 zurück zum Ausgangspunkt.
AV-Karte 51: Brentagruppe Tabacco Nr. 10: Dolomiti di Brenta Adamello-Presanella
Bemerkung
Die Runde an einem Tag zu beenden, ist nur äußerst konditionsstarken Bergsteigern zu empfehlen. Eine Übernachtung auf einem der angeführten Stützpunkte macht die Runde zu einer gut machbaren, sehr abwechslungsreichen und anregenden Unternehmung.