Auf der B 178 fährt man von Lofer oder St. Johann in Tirol bis zur östlichen Einfahrt des Ortszentrums von Waidring. 300 m nach der Abzweigung an der B 178 macht die Straße im Ortsteil Unterwasser eine Rechtskurve. Hier biegt man auf die Zufahrt zur Schefferaukapelle ab. Kurz vor der Kapelle kann man am Waldrand parken (der Parkplatz ist in der AV-Karte eingezeichnet).
Charakteristik
Beim Rothörnl-Klettersteig handelt es sich nicht um einen Klettersteig im herkömmlichen Sinn, sondern eher um eine Mischung aus leichter Kletterei in Kombination mit längeren gesicherten Passagen bis maximal C und viel Gehgelände im Schrofenbereich. Reine Ferratisten werden an dieser Tour keine Freude haben: Hier ist der mit brüchigem und schuttbedecktem Zu- und Abstiegsgelände vertraute Allroundalpinist gefragt. Dieser wohl längste und anspruchsvollste Anstieg auf das Große Hinterhorn führt über das Rothörnl und die Rothörner in einer großartigen Kammwanderung zum Großen Hinterhorn (= Teil des Nuaracher Höhenweges). Teilweise, vor allem im Bereich vom Brunnkopf bis zum Einstieg des Klettersteiges, liegt sehr viel rollsplittartiger Schutt auf, noch dazu im nicht gerade festen Gestein, so dass ein absolut sicheres Gehen erforderlich ist! Zudem sind überwiegend nur schlecht sichtbare Markierungen und wenige Begehungsspuren vorhanden. Beim Abstieg über den Griesbacher Steig gibt es ebenfalls viel Schutt auf dem Weg – der Begriff „Stoaberg“ trifft den Nagel auf den Kopf ;-) Trotzdem: Landschaftlich ungemein eindrucksvoll und auch von der Länge eine Herausforderung, immerhin ist eine Distanz von beinahe 20 km und 2000 HM zu bewältigen, wobei gut ein Drittel des Weges in einem Bereich verläuft, der konzentriertes Steigen notwendig macht. Die Kletterschwierigkeit bewegt sich außerhalb der gesicherten Passagen bis zum zweiten Schwierigkeitsgrad, hauptsächlich in der Westflanke des Rothörnls.
Gipfel / Berg
Brunnkopf, 1782 m – Rothörnl oder Rothörndl, 2394 m – Großes Rothorn, 2409 m – Östliches Rothorn, 2402 m – Mitterhorn, 2483 m – Großes Hinterhorn, 2506 m
Ausrüstung
Steinschlaghelm, gerölltaugliche Bergschuhe, Klettersteigset nur bedingt brauchbar
Tourtyp / Charakter der Tour
Klettersteig
Zustieg
Vom Parkplatz an der Schefferaukapelle vorbei (Hinweisschilder zum Brunnkopf) und auf der Forststraße in einer weiten Schleife nach Südwesten ausholen, dann oberhalb vom Kitzgraben aufwärts zur Kitzgraben-Jagdhütte. Hier zweigt ein schmaler Steig ab, der durch den Wald hinaufführt zu den Schaflböden. Man erreicht die Latschenzone, wo der Steig über den Westrücken zum unscheinbaren Gipfel des Brunnkopfes (Gipfelkreuz) zieht. Kurz vorher gibt es noch eine versicherte Schrofenpassage (A). Vom Brunnkopf über den kurzen Kamm leicht fallend nach Südosten. Nun beginnt der lange Quergang unterhalb des Zwölferhörnls Richtung Zwölferscharte. Der Steig, der oft kaum kenntlich ist und nur verwaschene Markierungen aufweist, quert zahlreiche Rinnen und Rippen und führt über Bänder und Terrassen, immer wieder leicht auf- und absteigend, ehe er gegen die Zwölferscharte zu stärker ansteigt. Hier ist der Steig enorm rollsplittig und fast nicht vorhanden, erst weiter oben, wo sich die Querung Richtung Schaflegg fortsetzt, wird er wieder deutlicher. Man kommt zur Abzweigung und damit zum Einstieg des Rothörnl-Klettersteiges. In derselben Richtung weiter gehend würde man zum Schaflegg gelangen, über welches auch der Nuaracher Höhenweg führt. Das Gelände dorthin ist abschüssig und exponiert und verlangt teilweise leichte Kletterei, einige Passagen sind versichert.
Wegbeschreibung / Routenverlauf
Die Markierungen führen abwechselnd über Bänder und steile Felsstufen mit kurzen Kletterstellen (1 und 2) bis zu den ersten Drahtseilen. Diese sind kunststoffummantelt und relativ locker verspannt. Über ein Wandl (C) gelangt man zu einer Felsnische. Hier setzt eine Rampe an, die über guten Fels links hinaus führt und durchgehend gesichert ist (bis B/C). Über einige Felsstufen (wieder 1 und 2) am obersten Nordwestgrat zum Gipfel des Rothörnls. Überschreitung zum Großen Hinterhorn: Vom Rothörnl über Blöcke und Schuttbänder, kurz auch drahtseilgesichert (A) ostwärts hinunter in die Rothörnlscharte vor dem Großen Rothorn. Hier erreicht man den Weg Nr. 612, den Nuaracher (Nurracher) Höhenweg. Das Große Rothorn und auch das Östliche Rothorn werden auf diesem ohne Schwierigkeiten über den aussichtsreichen Gratkamm bis in die Ulricher Nieder überschritten. Über die von Schuttbändern durchzogene Westflanke ersteigt man das Mitterhorn. Von hier zwei Möglichkeiten: Auf Bändern in der Südflanke zum Großen Hinterhorn queren oder schöner: Über den Klettersteig, der am Mitterhorn beginnt, direkt und etwas luftig über den Grat, teilweise Drahtseile bzw. Trittbügel, Stellen A/B und kurz B, zum Großen Hinterhorn. Zeitbedarf vom Rothörnl ca. 1 ½ Stunden.
Abstieg
Vom Großen Hinterhorn über den Normalweg, der von der Schmidt-Zabierow-Hütte heraufkommt, in die Waidringer Nieder absteigen. Zuerst führt der markierte Steig in der Ostflanke abwärts, wechselt dann über den Grat in die Nordwestseite und umgeht das Kleine Hinterhorn. Bald darauf ist die Waidringer Nieder erreicht. Der weitere Abstieg vollzieht sich über den Griesbacher Steig (auch: Grießbachsteig, Weg Nr. 601). Dieser quert zuerst auf Schuttbändern in die Nordseite des Kleinen Hinterhornes und leitet dann in geschickter Wegführung steil abwärts in die große Karmulde zwischen Guter Wand und Breithorn. Einzelne Passagen sind mit Drahtseil gesichert (A, ganz kurz A/B), dazwischen aber auch ungesicherte leichte Kletterstellen bis 1. Östlich der Guten Wand steil hinunter in den Gerölltrichter, auch hier teils unangenehm mit Schutt bedeckte leichte Felspartien sowie kurze drahtseilgesicherte Stellen (A). Allmählich wird das Gelände weniger ruppig, dafür beginnt ein langer Weg zurück zum Ausgangspunkt. Man kommt zur Griesbachsteigquelle und landet schließlich im Aschertal. An einem Unterstand mit Informationstafeln vorbei, dann längere Zeit über Forststraßen ins Tal und auf einem Wanderweg, der den Ortsteil Strub mit Unterwasser verbindet, nach Westen zum Ausgangspunkt bei der Schefferaukapelle.
Rast / Einkehr
Gasthäuser in Waidring und Umgebung
Kombinationsmöglichkeiten
Aus der Rothörnlscharte kann man auch nach Süden Richtung Ulrichshörnl über den Nuaracher Höhenweg absteigen und vom Schaflegg wieder zurück zum Einstieg des Rothörnl-Klettersteiges gelangen. Allerdings ist diese Variante wegen des schon beim Zustieg beschriebenen Geländes nicht wirklich empfehlenswert. Auch die anderen Abstiegsmöglichkeiten, wie etwa nach St. Ulrich oder ins Lastal oder zur Schmidt-Zabierow-Hütte und weiter ins Loferer Hochtal bringen keine Vorteile, es sei denn, man hat zuvor an einem der jeweiligen Zielorte ein zweites Kfz abgestellt.
Karten
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