Den Ausgangsort Trafoi erreicht man aus dem Inntal über die Inntalautobahn bis zur Ausfahrt Landecker Tunnel / Schweiz / Italien. Durch den Tunnel und weiter über den Reschenpass nach Spondinig bzw. von Meran durch den Vinschgau über die SS 38. In Spondinig Abzweigung Richtung Stilfserjoch und auf der Stilfserjochstraße bis Trafoi fahren. Durch den kleinen Ort und wenige hundert Meter danach links abzweigen Richtung Drei Brunnen / Campingplatz und bis ans Ende der Straße.
Charakteristik
Beim Meranerweg handelt es sich um den Anstieg über den Nordwestgrat, auch Pleißhorngrat genannt, der erstmals 1910 versichert worden ist. Seit einigen Jahren wird der Grat, nachdem entscheidende Kletterstellen durch die Anbringung von Drahtseilen und einer Leiter entschärft worden sind, verhältnismäßig oft begangen. Die technischen Schwierigkeiten halten sich insgesamt etwa die Waage mit dem Normalweg von der Payerhütte, wobei zu beachten ist, dass der Fels zwar großteils fest, aber nicht so gut ausgeklettert ist und einiges an Schutt aufliegt. Durch die Länge des Anstieges im Gesamtwert jedoch anspruchsvoller als der Normalweg, wobei die reine Kletterschwierigkeit den zweiten Grad kaum überschreitet, die Drahtseilpassagen jedoch mit C, evtl. kurze Stellen mit D einzustufen sind. Im Eis beträgt die Neigung etwa 40 Grad.
Gipfel / Berg
Ortler, 3899 oder 3905 m
Ausrüstung
Komplette Gletscherausrüstung, ein bis zwei Eisschrauben, Klettersteigset, Steinschlaghelm.
An der Kapelle Hl. Drei Brunnen rechts vorbei und durch steilen Wald auf dem gut angelegten Steig Nr. 18 in zahlreichen Kehren zur Berglhütte hinauf. In den meisten Fällen wird hier genächtigt, obwohl die Tour auch vom Tal aus zu machen ist (Aufstiegszeit rund 1 bis 1 1/2 Stunden länger). Von der Hütte wenige Minuten auf dem Weg Nr. 18 Richtung Payerhütte bis zu einem kleinen Felsblock mit der Aufschrift Meraner Weg. Hier rechts ab und in kurzen Kehren über den Schutthang bis an die Felsen heran. MERANERWEG: Unter einer Felswand nach rechts (südwestlich) ansteigend auf einem Band zum Grat hinaus. Meist handelt es sich um Gehgelände mit ganz kurzen Felsstufen dazwischen. Bei der Querung besteht unter Umständen Steinschlaggefahr durch oberhalb befindliche Bergsteiger. Nun geht es im wesentlichen am teilweise schmalen Grat entlang, wobei Abweichungen links oder rechts vom Grat meist deutlich markiert bzw. die Begehungsspuren so ausgeprägt sind, dass es keine Orientierungsschwierigkeiten gibt. Leichte Kletterstellen bis maximal 2 wechseln mit einer drahtseilgesicherten Stelle (B), dann geht es wieder leichter weiter. Von einem kleinen Schartl vor einer auffallend großen und glatten Platte (Bohrhaken mit Schlinge beim Schartl) wechselt der Anstieg auf die Westseite des Grates. Unterhalb der Platte entlang, dann über kurze, schuttbedeckte Felsstufen bis man zur nächsten Steilstufe gelangt. Drahtseilsicherungen bzw. teilweise ein dickes Hanfseil und einige Trittstifte erleichtern die Überwindung derselben (B/C). Im Gehgelände gelangt man an das Pleißhorn heran. Gedenktafel an die erste Versicherung der Route. Links von der Tafel beginnen wieder Drahseilsicherungen. Steil aufwärts, die teilweise sehr glatten Platten werden mit Hilfe des etwas lose verspannten Seiles überwunden (Stellen C, evtl. kurze D-Stellen). Bei Neuschnee oder Vereisung kann die Überwindung dieser Passage recht unangenehm werden. Oberhalb über Schutt am Pleißhorngipfel vorbei und zu einer Gratverengung. Einige Meter absteigen (1), aus der Scharte über eine Leiter, die etwas zu kurz geraten scheint und mit Hilfe eines sehr dünnen Drahtseiles über die senkrechte Stelle hinweg (ganz kurz C/D) in leichtes Gelände, Ende der felstechnischen Schwierigkeiten. Auf dem folgenden mit grobem Schutt bedeckten Wegstück keinen Steinschlag verursachen! Man erreicht eine flache Geröllmulde, die durchquert und anschließend links haltend auf den Gratkamm ausgestiegen wird. Rechts weiter zum Beginn des Gletschers. Guter Anseilplatz. Am Gletscher etwa 70 Höhenmeter steil aufwärts, knapp 40 Grad, bei Blankeis evtl. Sicherung mit Eisschrauben. Auf Höhe einer alten, wenig unter dem Grat stehenden Baracke wird es wieder flacher. Der gesamte weitere Anstieg durch das Gletscherbecken wird nun durch die Spalten vorgegeben. Wenn man sich mehr rechts unterhalb des Grates hält, besteht zumeist eine etwas geringere Spaltengefahr. Eine letzte Steilstufe, die ganz am westlichen Rand des Gletschers überwunden wird (abermals etwa 35 bis 40 Grad), bringt auf die flachen oberen Gletscherhänge (Spalten!), wo man bald darauf den von links kommenden Normalweg erreicht. Auf ihm, kurzzeitig nochmals etwas steiler, dann sehr flach in einem großen Bogen über das Gipfelplateau und auf dem kurzen Grat nach links hinüber zum Gipfel. ABSTIEG: Der Abstieg erfolgt auf dem Normalweg zur Payerhütte, wobei auch hier Passagen im Firn/Eis bis 40 Grad und evtl. ein bis zwei Abseilstellen zu bewältigen sind. Felsschwierigkeit bis 2 im Abstieg. Eine genaue Beschreibung des Normalweges siehe unter Alpintouren.com. Meist ist eine gute Spur vorhanden, so dass es bei stabilen Witterungsverhältnissen keine besonderen Orientierungsprobleme geben sollte. Weiterer Abstieg von der Payerhütte nach Drei Brunnen: Auf dem Weg Nr. 19 in nördlicher Richtung abwärts bis zur markanten Felsnadel neben dem Weg. Etwas unterhalb bei der Wegteilung auf den Weg Nr. 18 zur Berglhütte abzweigen. Zuerst den Schutthang abwärts, dann den Moränenkessel nach Westen ausgehend in einen Wiesensattel. Von hier über zahlreiche Serpentinen talwärts. Zuletzt erfolgt die Querung des Kares unterhalb der eindrucksvollen Eisbrüche des Ortlergletschers. Der Weg ist gut angelegt und bringt rasch hinunter zur Berglhütte, auf der man sich eine ordentliche Rast vor dem endgültigen Abstieg verdient hat. Nach rund 2400 Abstiegsmetern werden die Füsse ein kühles Bad im Trafoierbach danken.
Stützpunkt
Berglhütte (Rifugio Borletti), 2188 m, bew. von Johann Mazagg, Telefon +39/(0)338/3877344, Resevierungen bitte telefonisch durchführen. Allgemeine Informationen unter: www.berglhuette.it Die Hütte ist noch eine echte Bergsteigerunterkunft, die vor allem durch die freundlichen Bewirtschafter einen sehr positiven Eindruck hinterlässt. Einzig die schwankenden Stahlrohrbetten bedürfen einiger Gewöhnung.
Zielpunkt
Ortler, 3899 m oder 3905 m
Rast / Einkehr
Payerhütte, 3029 m, CAI Sektion Mailand, Telefon +39/(0)473/613010, www.payerhuette.com Berglhütte, 2188 m
Karten
Carta Topografica 1:25 000, Blatt Nr. 08, Ortlergebiet, Tabacco Verlag Kompass Wandern / Rad / Schitouren, 1:50 000, Blatt WK 072, Nationalpark Stilfser Joch Kompass, DVD Wander-, Rad- und Schitourenkarte Südtirol
Bemerkung
Vor Antritt der Tour sollte man sich beim Hüttenwirt unbedingt nach den Verhältnissen erkundigen! Selbständigkeit und alpine Erfahrung für Hochtouren sind absolut nötig. Sowohl das Wissen um den Umgang mit Eisausrüstung als auch ein Maß an Klettererfahrung bis zum dritten Schwierigkeitsgrad sind für diese Tour Grundvoraussetzung.