Vom Bahnhof St. Anton ausgehend überqueren wir die Arlbergstraße zum Ortszentrum mit dem Informationsbüro des Tourismusverbands und zur Kreisverkehr-Kreuzung am Rand des alten Dorfkerns. Von da gehen wir, der Markierung des Jakobsweges folgend, an die 100 Meter auf der alten Arlbergstraße aufwärts, biegen dann aber nach links auf das Gassl ab. Wo sich früher das Ostportal des Arlberg-Eisenbahntunnels befand, erinnert heute ein Denkmal an Julius Lott, den technischen Leiter des Bahnbaus. Durch die dortige Straßenunterführung erreichen wir gleich danach das Ufer der Rosanna, die wir nun auf einem Fahrweg begleiten. Hier empfängt uns die frische Kühle der Rosannaschlucht. Die Jakobsweg-Markierung führt uns an einer gedeckten Holzbrücke vorbei zu einem Wegkreuz, von wo uns ein Bergweg durch bewaldete Steilabfälle führt. Auch wenn wir dabei immer mehr Abstand vom Bach gewinnen, bleibt uns sein Rauschen noch lange in den Ohren. Mitten im schattenkühlen Bergfichtenwald mündet der Fußpfad in einen Fahrweg und dieser nach 130 Metern in eine asphaltierte Bergstraße. Dieser folgen wir ein paar Minuten aufwärts bis zur Stiege eines Fußwegs, der uns zur romantisch gelegenen Stiegeneck-Kapelle führt. Das 1898 eingeweihte Kirchlein ist auch Ziel eines Kreuzwegs. Von der Kapelle führt uns der Maienweg in einem schönen Heidelbeer-Fichtenwald anfangs etwas steil, dann in gemächlichem Auf und Ab über einen Bergsporn aufwärts zur Passstraße und weiter in Richtung Maienkopf. Unterwegs fällt auf, wie sich der immer mehr von Latschen durchsetzte Bergwald auflockert. So quert unser Pfad zwischendurch Lichtungen mit Flachmooren und Zwergstrauchheide. Nahe der Waldgrenze erreichen wir die Höhenlage des alten Saumwegs, der hier einst in wechselndem Verlauf dem Arlberg zustrebte. Am Maienkopf vorbei führt uns der Pfad über einen kleinen Bergsattel zum reizvoll gelegenen Maiensee. Beim Weitergehen erblicken wir bald das Hoteldörfchen St. Christoph. Von dort sind es am Straßenrand nur mehr ein paar Schritte zur Arlberg-Passhöhe. Diese ist nicht nur Täler- und Ländergrenze, sondern zugleich Gebirgs- und Gesteinsgrenze zwischen Verwall und Lechtaler Alpen, außerdem kontinentale Wasserscheide zwischen Donau und Rhein. Am Parkplatz auf der Passhöhe wechseln wir auf einen Fußpfad, der uns unterhalb der Straße durch ein Hochtälchen führt. Hier erblicken wir freigelegte Teilstrecken des mittelalterlichen Arlbergwegs. Nach einigen Minuten queren wir die Straße und folgen nun dem Verlauf der 1785 gebauten und längst aufgelassenen Passstraße. Vorbei an der Talstation der Valfagehrbahn und der Rauz-alpe erreichen wir den Bauhof der Straßenverwaltung. Bei der Abzweigung der Flexenstraße queren wir die Arlbergstraße und wandern durch die Schlucht des Rauzbachs nach Stuben. Das Kirchdörfchen Stuben wurde im Mittelalter als Stützpunkt am Arlbergweg gegründet und wird auch heute als gastlicher Rastort geschätzt. Unweit der Seilbahnstation nimmt uns an dem mit Grünerlen bewachsenen Bergfuß der Albona ein bequemer Spazierweg auf, der nun dem aus dem Zusammenfluss von Rauzbach und Stubenbach hervorgegangenen Talbach Alfenz folgt. Unterwegs richtet sich unser Blick immer wieder auf die andere Talseite mit ihren über der Straßengalerie aufragenden Felswänden und Gipfelzacken des Lechquellengebirges. Hie und da blicken wir aber auch zum Tal hinaus bis zum Rätikon mit Schesaplana und Zimba. In einer Talenge wechselt die Route auf die alte Arlbergstraße, die hier vor dem Bau des Passürtobel-tunnels in jedem Winter hoher Lawinengefahr ausgesetzt war. Beim letzten Wegstück bis Langen lassen umfangreiche Hangverbauungen -erkennen, wie viel Aufwand es brauchte, um diese Schlüsselstelle des Arlbergverkehrs vor Lawinen zu sichern. In Langen befinden sich nämlich die Ausgänge von Eisenbahn- und Straßentunnel. Durch den Bahnbau wurde die kleine Häusergruppe zu einer Schnellzugstation.
Rast / Einkehr
St. Anton, St. Christoph, Rauz, Stuben
Literatur
Helmut Tiefenthaler: Das Vorarlberger vier Jahreszeiten-Wanderbuch, Tyrolia-Verlag 2010