Von Radstadt über die B 99 Richtung Tauernpass und bei der Gnadenbrücke zur Vordergnadenalm. Kommt man aus dem Lungau, dann fährt man über den Tauernpass Richtung Untertauern und unmittelbar nach der Gnadenbrücke im spitzen Winkel nach links zur Vordergnadenalm.
Charakteristik
Eines vorweg: Wanderberg im herkömmlichen Sinn ist der Kleine Bärenstaffl auf keinen Fall. In den diversen Landkarten ist zwar ein Steig verzeichnet, der solches vermuten lässt. Man kann also durchaus auf die Idee kommen, einmal diesen Gipfel zu besteigen. Die Realität belehrt einen jedoch schnell eines Besseren. Man braucht schon eine gehörige Portion Stehvermögen, um an dem steilen und unwegsamen Gelände seine Freude zu haben. Am besten geht man die Tour in der kurzen Zeitspanne zwischen Schneeschmelze und Beginn allzu dichten Bewuchses. Sonst muss man sich mit dem hohen Gras und damit einem noch schwereren Auffinden der kargen Steigreste abmühen. Besonders einer der zu querenden Hänge ist extrem steil – der Steig dort zwar unerwartet gut, dafür aber bei Schneelage oder Nässe absolut gefährlich. Insgesamt gesehen ist zwar der Anstieg von der technischen Anforderung nicht schwierig und auch nicht ausgesetzt, ein hohes Maß an Orientierungsvermögen und Geländekundigkeit jedoch unbedingt nötig, um die jeweils besten Aufstiegsmöglichkeiten zu erkennen und zu nützen. Wanderer, die nur markierte Wege gewohnt sind, sollten besser die Finger von dieser Tour lassen, sie werden ohnedies kaum auf den Gipfel finden. Warum dann eine solche Tour überhaupt veröffentlichen? Weil es genug „Verrückte“ gibt, die gerne abseits gebahnter Wege und Pfade unterwegs sein wollen und ein wenig Abenteuergeist oder Entdeckerlust in sich spüren.
Gipfel / Berg
Kleiner Bärenstaffl oder Kleiner Bärenstaffel, 2013 m
Ausrüstung
Einfache Wanderausrüstung
Tourtyp / Charakter der Tour
anspruchsvolle Bergwanderung
Wegbeschaffenheit
Steig
Waldweg
wegloses alpines Gelände
Wiesenweg
Wegbeschreibung / Routenverlauf
Auf dem Weg zur Tauernkarleitenalm unterhalb der Kapelle durch und bis zur ersten großen Rechtskurve des Fahrweges. Hier zweigt links ein Stichweg ab. Unmittelbar vor dessen Ende tritt man aus dem Wald. Der in den Karten eingezeichnete Steig sollte ungefähr hier beginnen. Er existiert zwar stellenweise, ist aber nur schwer auszumachen. Man steigt daher weglos am Waldrand oder wenig vorher im Wald zu einer grasbewachsenen Rinne auf, die nach oben hin immer schmäler und steiler wird. Man kommt an einem Hochstand vorbei und bleibt in weiterer Folge stets am rechten Rand der Rinne. Sehr steil und mühsam aufwärts, hin und wieder sind schwache Steigspuren erkennbar. Dort wo die Rinne nach links zu drehen beginnt und sich stark verengt, überquert der Steig dieselbe sowie eine kleine Sekundärrinne und führt links in den Wald hinein. Diese Stelle darf man auf keinen Fall übersehen. Im Wald wird der Steig sofort deutlich und nach wenigen Serpentinen ist man wieder im freien Gelände. Man kommt an Salzleckstellen vorbei und zu einem Jagdstand. Ab hier erfolgt eine lange Hangquerung nach Süden, die zu einem abschüssigen Grasschrofenhang führt. Der Steig wird überraschend breit und gut begehbar, so dass man den Hang bei Trockenheit ohne Probleme hinter sich bringen kann. Man gelangt zu einem Zaundurchlass und erreicht gleich darauf jene Geländekante, die vom Kleinen Bärenstaffl nach Ostsüdost herunter zieht. An dieser Stelle verlässt man den Steig und folgt dem Kamm bergwärts entlang eines uralten, rostigen Stacheldrahtzaunes. Einige Baumleichen müssen überstiegen oder umgangen werden, weiter oben sind wieder Steigspuren vorhanden. Im Gras liegende Stacheldrahtteile können ordentliche Fußangeln bilden, wenn man nicht genau aufpasst, da die Drahtreste oft kaum zu sehen sind. Man folgt dem Kamm bis zu einer deutlichen schwarzweißen Markierung an einem Baum und auf einem Stein ist die Zahl 47 eingekerbt. Hier findet die entscheidende Richtungsänderung statt. Obwohl deutliche Steigspuren am Kamm weiterleiten, münden diese im Gipfelbereich im undurchdringlichen Latschendickicht. Wer es nicht glauben kann, darf ruhig ausprobieren, wie latschenkampftauglich er ist (man kommt schon durch, aber wie!!). In den Landkarten ist ein Steig quer durch die Ostflanke eingezeichnet, nur existiert er bestenfalls ansatzweise. Etwas unterhalb der Schwarzweißmarkierung befindet sich am Rand der Ostflanke eine angedeutete Hangverflachung mit zwei großen Lärchen, die am Rand dieser Verflachung stehen. Wenn man von hier in die Ostflanke schaut, erkennt man zwei quer durch die Flanke verlaufende, knapp übereinander liegende Viehsteige. Der obere setzt etwas oberhalb des Steines mit der Zahl 47 an, der untere vom Standpunkt der Verflachung. Man quert also am besten von der Verflachung in gedachter Verlängerung derselben in die Flanke, wobei die Steigspuren über eine kleine Schuttpassage hinwegführen und dann an den Rand der auf der anderen Hangseite wie eine Mauer stehende Latschenzone leiten. Man erkennt oberhalb der beiden in die Latschen mündenden Steige eine auffällige Wurzelbildung. Genau in der Mitte zwischen dem unteren Steig und dieser Wurzelbildung stößt der obere Steig an die Latschen. Diesen Punkt muss man unbedingt anvisieren. Denn nur dort kommt man auf einem halbwegs gut begehbaren Gamssteig durch den dichten Latschengürtel. Man geht also auf dem unteren Steig hinüber und steigt dann am Rand des Latschenfeldes etwa 5 – 6 m sehr steil über Gras hinauf zu dem vollkommen unscheinbaren Beginn des Durchstieges. In den Latschen geht es kurz einmal recht verwachsen dahin, dann auch etwas bergab, wird aber zunehmend besser gangbar. Alsbald tritt man in der breiten Ostnordostflanke des Berges aus dem Latschengürtel heraus. Der nun folgende Schlussanstieg erfolgt praktisch völlig weglos, der in den Landkarten eingezeichnete Steig existiert in natura überhaupt nicht mehr. Steil und recht mühsam arbeitet man sich durch hohe Almrosensträucher höher, weiter oben wird der Hang besser gangbar und man gelangt im Zickzackkurs zwischen besonders steilen und sandigen Bereichen auf den flacheren oberen Hangteil. Etwas links haltend findet man dann wieder angedeutete Steigspuren – die wie alles hier ausschließlich vom Bergvieh stammen – und erreicht so eine Mulde unterhalb vom höchsten Punkt. Man könnte auch links auf den Gipfelgrat hinausqueren und dort durch die Latschen einem Viehsteig folgen, muss dann aber ganz oben doch wieder nach rechts ausweichen. Schließlich steht man endgültig auf dem breiten, aus mehreren Kuppen bestehenden Gipfel des Kleinen Bärenstaffl. Etwas nach Norden vorgeschoben befinden sich schöne Wiesenplätze, die Aussicht ist überraschend gut und absolute Einsamkeit garantiert. Der Abstieg erfolgt exakt auf dem Anstiegsweg, wobei man sich vor allem den Einstieg in den Latschengürtel schon während des Aufstiegs genauestens einprägen sollte. Wenn man diesen verfehlt, bleibt als Ausweg nur mehr der direkte Weg nach unten. Als Hilfe kann man sich merken, dass man, bevor der Hang nochmals an Steilheit nach unten zunimmt und auch deutlich schmäler wird, im Abstiegssinn scharf nach rechts queren muss, um den dann doch recht gut erkennbaren Pfad nicht zu übersehen. Ansonsten müsste man in einer immer steiler werdenden, aber offensichtlich begehbaren Rinne absteigen. Tiefer unten ist am linken Rand des Hanges ein Jagdstand oder so etwas Ähnliches zu sehen – ganz genau kann man das von oben nicht ausmachen. Von dort aus müsste ein relativ einfacher Abstieg Richtung Tauernkarleitenalm möglich sein, das habe ich aber nicht ausprobiert. Der weitere Abstieg entlang des Anstiegsweges geht dann überraschend gut, jedenfalls besser als man es vielleicht beim Aufstieg für möglich gehalten hätte.
Rast / Einkehr
Gnadenalm, www.gnadenalm.com
Karten
Austrian Map online, www.austrianmap.at Alpenvereinskarte Digital, Niedere Tauern II Kompass Digitale Wander-, Rad- und Skitourenkarte Österreich
Bemerkung
Nochmals die Warnung! Die beschriebene Tour ist wirklich nur für Leute geeignet, die sich in einem weitgehend weglosen, steilen und mühsamen Gelände gut zurechtfinden und denen auch der eine oder andere Latschenschluf nichts ausmacht. Bei Schneelage oder Nässe ist von der Tour auf jeden Fall abzuraten! Vergleichsweise einfach dagegen ist der Kleine Bärnstaffl als Skitour. Siehe unter: https://www.alpintouren.com/de/touren/ski/tourbeschreibung/tourdaten_27568.html https://www.alpintouren.com/de/touren/ski/tourbeschreibung/tourdaten_27536.html